Ruhe und Gelassenheit

Kenia 2024

Ein deutsches Sprichwort sagt, „Die Ruhe vor dem Sturm!“, doch wie sieht es aus, wenn kein Sturm kommt. Wenn die Ruhe immer vorhanden ist, und auf den Sturm lässt es sich warten und warten und warten?

Tja, willkommen in einer anderen Kultur wo dies absolut der Realität entspricht. Wie oft ich die Phrase aus diesem Lied vor mir hersumme. Achtung, Ohrwurm Gefahr 😉 „probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit!“

Egal ob beim Überqueren der Straße, beim auf den Bus warten oder beim miteinander sprechen; manchmal habe ich das Gefühl, dass die Zeit hier stehen bleibt und alles in Zeitlupe abläuft. Gerade beim Überqueren der Straße, wünsche ich mir manchmal, dass die Menschen etwas schneller gehen würden, denn während sie einen Ruhepol darstellen, fetzen die LKWs und Autos nur so an ihnen vorbei. Da wiederum nimmt keiner Rücksicht. Kleiner Tipp am Rande: wenn du die Straße überquerst, schließe dich einer einheimischen Gruppe oder Person an und mach es ihnen gleich. Du bist ein Teil dieses geordneten Chaos und kannst dich gut einfügen, wenn du weißt wie.

So aber jetzt wieder zurück, zu Ruhe und Gelassenheit. Wir befinden uns aktuell wieder in der kleinen Regenzeit. Tägliche Regenschauer sind daher vorprogrammiert. Dienstagnachts hat es richtig viel geregnet und das drei Stunden lang. Wir verbrachten den heftigen Regenschauer in der Mall (Einkaufscenter) beim Essen und bekamen tatsächlich nicht mit, wie heftig es geregnet hatte. Als wir um 21:30 Uhr die Mall dann verließen regnete es immer noch.

Daheim angekommen mussten wir über kleine Sumpfbäche drüber zu unserem Haus. Im Haus schien alles trocken zu sein…tja, nicht wirklich. Wir hatten mitten in der Wohnung, wo es keinerlei Öffnungen gibt, eine richtige Pfütze und brauchten tatsächlich etwas Zeit, bis wir die Ursache davon fanden. Es war das Fenster in unserem leeren Zimmer und durch die verschlossenen Fenster regnete es herein und das Wasser floss dann unter der geschlossenen Tür in den Gang. Wir kamen gut davon!

Wir gingen auf unseren Balkon und hörten auf einmal ein Wasserrauschen. Es klang, als würde vor unserem Haus ein Wasserfall fließen. Ich schaute meinen Freund an und meinte witzelnd, „Since when do we have a waterfall?“. Dann sahen wir was passiert war.

Es hatte so viel geregnet, dass es die Mauer von unserem Nachbarhaus umriss und auf das Kartoffelfeld unserer anderen Nachbarn drauffiel. Der gesamte Acker war nun Sumpf und das Wasser bahnte sich den Weg in das angrenzende Blechhaus. Plötzlich ging die Tür auf und der Nachbar kam verschlafen heraus. Er stand mitten im Wasser. Er hatte keine Ahnung was passiert war und mein Freund klärte ihn auf. Wir leuchteten ihm mit unserer großen Taschenlampe seinen Bereich ab, damit er sich ein Bild machen konnte, was passiert war. Die zwei Männer quasselten noch etwas und ich legte mich derweil wieder ins Warme auf eine Couch. Als mein Freund hereinkam, fragte ich was jetzt passieren würde. Dieser meinte nur, der Nachbar ging wieder schlafen und kümmert sich morgen darum.

Bei uns wäre die Feuerwehr vor der Tür gestanden und hätte alles sofort aufgeräumt und ausgepumpt. Der Nachbar ist die Ruhe in Person und auch in den darauffolgenden Tagen, machte er kein großes Trara daraus. Die Mauer liegt immer noch auf dem Acker, das Haus ist mittlerweile „wasserfrei“. Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit!