Neue Rituale
Kenia 2024
Ich habe mich an neue Rituale und Dinge gewöhnt, die für mich nicht mehr aus dem Alltag zu denken sind. Diesen möchte ich Dir heute auf die Spur gehen und Dir einen kleinen Einblick in meine neue Welt der Rituale und Adaptionen bieten.
Kürzlich meinte mein Freund zu mir, „Jetzt isst du schon wie die Kenianer ohne Besteck!“ Tja, das stimmt. Ich verwende das Besteck zwar immer noch sehr viel, jedoch ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich meine Bohnen oder Gemüseeintöpfe mit Chapati oder Ugali esse, und das alles mit den Händen. Es ist eine irre Umstellung, wieder mit Händen zu essen. Warum wieder? Tja, als Kinder fingen wir alle einmal an, das Essen mit unseren Händen und Fingern zu betasten und dann zu essen. Das ist das Natürlichste von Natürlichsten. Irgendwann im Kleinkindalter wird es uns in unserer Kultur abgewöhnt und wir essen mit Besteck. Mittlerweile fällt es mir wieder einfach, mit den Händen zu essen, und ich lernte mich auch in der Geduld, denn ein heißes Chapati mit heißen Bohnen in den Fingern zu halten ist eine weitere Herausforderung.
Das Händewaschen vor dem Essen ist für mich auch zum absoluten Ritual geworden. Hier findest du in jedem Restaurant ein Waschbecken oder einen Wasserbehälter mit Seife und Servietten. Vor und nach jeder Mahlzeit werden die Hände gründlich gewaschen, und dann ist das Essen mit Händen eines der hygienischen Sachen. Händewaschen gehst du hier auch gerne, denn entweder befinden sich die wie gesagt schon direkt im Restaurant oder sie kommen zu dir zum Tisch, wo du dann in einer Schüssel deine Hände wäscht. In Österreich wäre ich im Restaurant nie davor aufgestanden, aufs Klo gegangen und hätte mir die Hände gewaschen.
Zahnstocher nach dem Essen ist keine Seltenheit, und dies wird direkt am Tisch gemacht. Sehr dezent, jedoch bei Tisch. Es steht keiner auf und geht in die Toilettenanlagen, um sich die Zähne zu reinigen.
Bleiben wir noch beim Essen. Wir besitzen keinen Herd. Nein, wir essen auch nicht roh. Wir haben eine Gasflasche und auf dieser kochen wir. Unsere Gasflasche hat eine „Herdplatte“ direkt über der Öffnung, auf welcher wir einen Topf Platz haben. Ich bin eine absolute Schnellköchin, tja, das ist jetzt nicht mehr drinnen. Jetzt kann es schon mal 30 Minuten dauern, bis ich meine Nudeln auf meinen Teller habe. Auch lernte ich, dass man nicht immer alles Vollgas kochen kann. Ganz oft passiert es mir, dass das Wasser vom Reis schon verdunstet ist, der Reis jedoch noch mehr als knackig gekocht ist.
Es kommt immer wieder die Frage auf, ob ich denn tatsächlich die Wäsche mit meinen Händen wasche. Ja, und zwar alles. Egal ob Handtuch, Jacken, Schuhe, Decken oder Bettüberzüge: Wir waschen alles mit unseren Händen. Gute Musik und Motivation helfen dabei sehr. Die Wäsche wird dann in unserem Fall auf der Wäscheleine am Balkon aufgehängt. Wir haben aber auch Wäscheleinen im Innenhof unseres Hauses hängen, die wir für größere Dinge verwenden können. Am Land hängen die Menschen ihre Wäsche auf Büschen oder den Dächern der Häuser auf.
Unsere Türe hat kein normales Türschloss, nein, wir verwenden ein Vorhängeschloss. Es fühlt sich immer noch schräg an, mit einem kleinen Vorhängeschlossschlüssel durch die Gegend zu laufen, wenn ich das Haus verlasse. Unsere Türe ist aus Metall und kann unten nochmals verschlossen werden, also wir sind sicherer als sicher. Wir haben auch noch einen Wächter und ein Eingangstor in die gesamte Anlage.