Beziehung zwischen zwei Kulturen
Kenia 2023
Was ist eine Beziehung? Beziehungen können so unterschiedlich aussehen, doch eines ist gewiss, wir Menschen sind absolute Beziehungswesen und das ist auch gut so. Manche verlieben sich schon in den jüngsten Jahren in eine fremde Person. Andere verlieben sich erst später auf ihrem Lebensweg und wieder andere finden immer wieder eine neue Liebe.
Eine Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen in der es ethnische, kulturelle oder sprachliche Unterschiede gibt, ist schon lange keine Seltenheit mehr. In diesem Zeitalter, mit all den Sozialen Medien, ist es leichter als je zuvor, den Kontakt mit einer Person irgendwo auf der Welt aufrecht zu erhalten. Fernbeziehungen werfen meiner Meinung nach komplett neue Perspektiven auf die Liebe auf. Liebe heutzutage kennt keine Grenzen mehr.
Fernbeziehungen gehen von einer Stunde bis zu tausenden von Kilometern Entfernung. Von einmal in der Woche sehen, bis, wie in unserem Fall, jahrelang die andere Person nicht zu sehen. Von wir leben im gleichen Land, bis wir leben auf komplett verschiedenen Kontinenten. Sie gehen von null Zeitunterschied bis der eine steht auf, während der andere schlafen geht. Von wir telefonieren täglich miteinander bis zu wir schreiben uns täglich. Von wir sprechen die gleiche Sprache bis zu wir sprechen komplett andere Sprachen. Über wir gehören der gleichen Religion an weiter zu wir kommen aus zwei verschiedenen Religionen. Wir haben die gleiche Kultur, wir kommen aus zwei komplett unterschiedlichen Kulturen. Zu guter Letzt von wir haben die gleiche Hautfarbe bis zu unserer Ethnizität sieht komplett anders aus.
Fernbeziehungen bringen viele Diskussionspunkte mit sich und glaube mir, man darf sich ziemlich viel anhören. Obwohl es keine Seltenheit ist eine solche Beziehung zu führen, ist es für viele dennoch ein “Konzept”, das es zu hinterfragen gilt. So viele Vorurteile, die du hörst, vor allem wenn du in einer interkulturellen Beziehung lebst. Doch entweder du stehst hinter deiner Beziehung, sonst rate ich dir, lass es lieber bleiben. Du brauchst eine dicke Haut und wenn du diese noch nicht hast, wirst du dir eine solche anlegen.
Wir beide könnten nicht unterschiedlicher sein, was unsere Herkunft und unser Aussehen anbelangten. Doch dann sind wir uns wieder so ähnlich, dass wir uns immer wieder fragen, ob wir tatsächlich in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind. Unsere Eltern waren sehr bemüht um uns und es gibt auf beiden Seiten, verständlicherweise, Vorurteile dem:der Partner:in gegenüber. Doch wir lassen uns nicht beirren und stehen immer hinter der anderen Person.
Täglich sprechen wir darüber, dass wir nicht fassen können, wie weit wir zusammengekommen sind und gerade dieses Wochenende war das Thema, die Meinung anderer, sehr präsent. Wir sprachen über Vorurteile und darüber, dass oft alle in einen Topf geworfen werden und kamen dann darauf zu sprechen, dass wenn wir auf die Meinung anderer gehört hätten, wir nie hier gelandet wären, wo wir jetzt sind. Mein Freund erzählte mir, dass die Chefin damals in seinem Hotel in Uganda immer wieder zu ihm meinte, er soll sich nicht mit mir abgeben und wieder mehr arbeiten, anstatt der verwöhnten Europäerin das Leben etwas leichter zu machen. Sie war kein Fan von „weißen Frauen“ aus Europa oder den USA. Den Grund können wir uns nur zusammenreimen. Doch wir hörten nicht auf sie und machten uns unser eigenes Bild von der anderen Person. Sie staunte damals nicht schlecht, als wir zwei Jahre später wieder zu zweit im Hotel aufkreuzten und dann war es ihr peinlich und sie fühlte sich schlecht. Mir gegenüber war sie immer sehr freundlich, vor allem beim zweiten Mal, als ich dort war.
Ich möchte mit keinem anderen tauschen und bin so dankbar, für all die Erfahrungen, die ich aufgrund dieser Beziehung machen durfte. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir offener auf andere Menschen und die Erfahrungen mit ihnen zugehen und uns gegenseitig mit Respekt begegnen. Wir sehen zwar anders aus, haben einen anderen Hintergrund und weiß Gott noch wie viele Unterschiede, doch zu guter Letzt sind wir alle Menschen. Hätten wir auf die vielen zweifelnden Stimmen gehört, wären wir nicht hier, wo wir jetzt sind, und trotzdem sind wir dankbar diesen Stimmen gegenüber, denn wir sind durch sie stärker geworden und haben gelernt hinter UNS zu stehen.