Heimflug nach vier Monaten
Österreich 2023
Nach guten vier Monaten heißt es, den afrikanischen Kontinent verlassen und zurück nach Europa. Um ehrlich zu sein, ich freue mich extrem auf Familie und Freunde, jedoch geht es mir hier in Kenia gerade so gut, dass es mir schwer fällt mich zu verabschieden.
Ich mache mir selbst das größte Geschenk und weihe genau meine Schwester, meinen Freund und drei Freundinnen, die im Ausland sind, ein. In Österreich ahnt keiner etwas davon. Nach einem langen Flug von Nairobi nach Frankfurt ohne viel Schlaf, komme ich müde und erschöpft in Deutschland an. Bald nehme ich auf den Anzeigetafeln wahr, dass ganz viele Flüge gestrichen wurden und hoffe sehr stark, dass mein Flug nach Innsbruck fliegt. Allerdings steht er noch nicht auf der Anzeigetafel, daher vertrete ich mir inzwischen etwas die Beine. Der Blick auf das Handy in meine Mails verheißt nichts Gutes. Ich bekam um zwei Uhr in der Nacht, während meines ersten Fluges, eine E-Mail in der geschrieben stand, dass mein Flug nach Innsbruck annulliert wurde.
Ich verließ den Transitbereich und machte mich auf zu den Eincheckschaltern. Mein absolutes Glück, es war sieben Uhr in der Früh, ich hatte einen sehr bemühten Mitarbeiter und zu meiner Überraschung blieb ich absolut ruhig, als er mir vermittelte, dass ich auf der Warteliste stand und erst am späten Nachmittag nach Hause fliegen konnte. So kam es, dass ich am ersten Dezember den gesamten Tag am Flughafen wartete. Das war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich wollte nur noch nach Hause, egal ob Kenia oder Österreich, einfach heim. Des Weiteren konnte ich auch mit niemandem darüber sprechen, außer meiner Schwester und meinem Freund, die beide sehr bemüht waren, mich positiver zu stimmen. Dann hatte der Flug auch noch Verspätung 😉. Als das Boarding beendet war, hieß es dann endlich, „Frau Walpoth, wir wünschen Ihnen einen guten Flug!“ Das Ziel kam immer näher.
Meine Schwester holte mich dann um 19:00 Uhr am Flughafen in Innsbruck ab und die Freude war riesengroß. Wir befanden uns noch keine zehn Minuten auf den Straßen Österreichs, da stießen doch plötzlich genau vor uns zwei Autos ziemlich heftig aufeinander. Ich stieg schnell aus, merkte jedoch, dass alles in Ordnung war und schon genug Personen da waren. Ich schaute meine Schwester an und meinte: „Das gibt es doch nicht, jetzt fuhr ich durch KENIA komplett unfallfrei, bin noch keine zehn Minuten wieder in meiner Geburtsheimat und schon werden wir Augenzeugen von einem Unfall!“ Sollte der Straßenverkehr hier nicht so gut geregelt sein?
Die nächsten zwei Tage waren geprägt von Emotionen jeglicher Art. Die Überraschungen wurden nicht weniger und die meisten rechneten nicht damit, dass ich nach Österreich komme. Ich bin dankbar, dass ich diesen Schritt gemacht habe und so viele von Euch wieder in den Armen halten konnte. Ich führte so viele bereichernde Gespräche und kam schnell wieder daheim in Tirol an.
Ich liebe den Winter und am 2. Dezember schneite es in voller Pracht. Ich konnte nicht glücklicher sein! Packte meine Schi zwei Mal aus und machte die Schipisten unsicher. War ein Teil unser 20-jährigen Tradition der Adventfenster in Aldrans und erlebte eine der schönsten Zeiten des Jahres in voller Pracht. Das war das erste Mal, dass die Adventzeit mir das brachte, was man ihr immer nachsagt. Ich verbrachte besinnliche, feierliche und zauberhafte Tage in meiner Geburtsheimat.
Doch das Ankommen, war nicht ganz so leicht. Ich hatte tatsächlich kleine Kulturschocks und fand jeden Tag wieder etwas neues Altes. Ich entdeckte meine Heimat komplett neu und nahm Dinge wahr, die für mich bis jetzt selbstverständlich waren. Der größte Kulturschock war jedoch die Hektik, die sich immer wieder spürbar machte. Diese überrumpelte mich schon am Flughafen in Frankfurt. Ich durfte wieder lernen, dass Dinge hier anders laufen. Mülltrennung und Busse, die nach Fahrplan fahren, sind noch zwei weitere Beispiele. 😉
Ich genoss die Zeit daheim sehr und bin dankbar für alles, was ich erleben durfte. Ich schuf neue Erlebnisse mit Menschen, die mir so sehr am Herzen liegen und machte Dinge, die ich noch nie zuvor in meinem Leben gemacht hatte. So sehr ich die Zeit daheim auch genoss, war mir und uns allen von Anfang an klar, dass ich bald wieder zurück in meine zweite Heimat Kenia reisen würde. Dieses Mal jedoch wusste jeder, dass es mir gut geht und ich glücklich bin mit dem Leben, welches ich gerade leben darf. Denn wie genial ist es, zwei so wunderschöne Plätze dieser Erde Heimat nennen zu dürfen und ja der Abschied in beiden Ländern ist jedes Mal bittersüß und trotzdem möchte ich nicht mehr tauschen!