Roadtrip durch den Südwesten Kenias

Kenia 2023

Weißt du was, wir bleiben gleich auf der Straße, wo wir schon so schön beim Thema sind. Über das Straßenleben Kenias gibt es noch so viel zu erzählen, jedoch werde ich das ein andermal weitererzählen. Wir widmen uns jetzt den Roadtrips der letzten drei Wochenenden und wie ich diese erlebt habe. Glaub es mir, Roadtrips in Kenia sehen anders aus als zum Beispiel in Europa, zumindest für meine Verhältnisse.

Die letzten drei Wochenenden fuhren wir mit einem Mietauto durch den Südwesten Kenias. Wir gewöhnten uns jedes Wochenende an ein neues Auto und fuhren beide abwechselnd. Ich lernte am ersten Wochenende, wenn ein Kenianer sagt, „Hast du alles mit, was du brauchst?“, meint er, nimm lieber mehr mit, als du brauchst beziehungsweise denkst. Tja, manchmal ist mehr doch besser und man ist auf der sicheren Seite. Ich dachte mir diese Lektion habe ich schon gelernt, jedoch durfte ich sie nochmals auffrischen. Deshalb kam am folgenden Wochenende alles Essentielle für eine Nacht auswärts mit.

An den ersten beiden Wochenenden wusste ich nicht, wohin die Reise gehen wird, und ich setzte mich einfach ins Auto und ließ es auf mich zukommen. Nach eineinhalb Stunden Fahrt, gelangten wir zu einem Hotel mit Garten und Sitzmöglichkeiten. Hier können einfach alle für eine Pause hinfahren und genießen, ohne etwas zu konsumieren. Diese Hotelanlage wurde zu einem Fixpunkt der ersten zwei Trips, da wir hier immer wieder haltmachten und auch übernachteten. Das Lässige an dem Ganzen, finde ich, ist, dass du dort einfach hinfahren und wieder Energie sammeln kannst, bevor es weitergeht. Und du bist absolut nicht verpflichtet etwas zu dir zu nehmen oder dort dann zu übernachten.

Roadtrip heißt hier tatsächlich auf den Straßen Kenias herumzufahren, ohne große Ausflüge oder Ziele. Genau meines, tja, ab und zu ein paar Schritte zu gehen, das gehört für mich schon dazu, aber das machten wir dann auch. Irgendwann hieß es dann: „Alina, such uns ein Ziel heraus.“ Ha, sehr witzig, ich kenne mich ja null in dem Land aus und weiß schon gar nicht, was es Sehenswertes gibt. Gleichzeitig stellte ich mich der Herausforderung und nahm das Zepter in die Hand. Google Maps ist mein wahrer Retter! 😉 Gleichzeitig verlasse dich nicht hundert Prozent auf dieses Tool. Der Hacken an dem Ganzen, viele der sehenswerten Orte, sind überhaupt nicht eingezeichnet, haben Reviews von vor mindestens vier bis zehn Jahren und das meiste ist Landschaft, in der du dich eh schon befindest und du einfach anhalten kannst für Fotostopps.

Deshalb fing ich an, ganze Runden für uns zu navigieren. Wir fuhren nicht von A nach B und dann wieder zurück nach A, nein, wir fuhren sozusagen einen geschlossenen Kreis, von A nach B nach C nach D und dann wieder zurück nach A. Das war neu für meinen Freund und das erste Mal als ich uns so navigierte, fragte er immer wieder, ob wir schon richtig seien. Tja, wir lernten beide viel dazu.

Dieses Wochenende machten wir Tagestrips, da ich an den Abenden arbeiten musste und dafür eine sichere Internetverbindung benötige. Am Samstag ging es nochmals in die gleiche Richtung, in der wir jetzt schon vier Mal waren, jedoch lotse ich uns dann in die andere Richtung zurück nach Kisumu. Gestern fuhren wir dann komplett in die andere Richtung und über die Nandi Hills wieder zurück nach Kisumu. Wir fuhren täglich bis zu fünf Stunden und machten nur kleine Stopps für Foto- und Klopausen. Wir sahen extrem viel von diesem wunderschönen Land und es waren auch viele neue Gegenden für meinen Freund dabei.

Roadtrips sind hier unbeschwert und für jegliche Stopps legst du einfach den Blinker rein und bleibst stehen, bzw. fährst an den nächsten Rand, an dem genügend Platz ist, und parkst dort kurz, das ist wirklich fast überall möglich. Gestern sahen wir sogar viel mehr, als wir ursprünglich geplant hatten, da sich die Co-Pilotin mit dem Landkartenlesen etwas vertan hatte und uns so viel weiter ins Land hineinführte, als wir ursprünglich geplant hatten. Wir fuhren dann eine mega lässige lange Runde wirklich quer durch das Land und ich entdeckte, wie viele große Städte es hier eigentlich gibt. Der große Unterschied, den ich mittlerweile feststellen konnte, ist, dass im Südwesten des Landes ein Dorf oder eine Stadt nach dem nächsten/der nächsten kommt. Im Südosten von Kenia ist das lange nicht der Fall, da siehst du oft Kilometer weit kein einziges Dorf, jedoch Menschen, und du wunderst dich, wo die schon wieder herkommen.

Auf unseren Roadtrips fuhren wir durch mehrere Bundesländer Kenias, um genau zu sein durch sieben von 47 Bundesländern. Dazu muss gesagt werden, dass die hier im Südwesten des Landes etwas kleiner ausfallen als im restlichen Kenia. Wir passierten den Äquator auf jeder Reise mindestens zwei Mal und fuhren so zwischen Süd- und Nordhalbkugel hin und her. Wir fuhren durch verschiedene Stammesregionen und konnten tatsächlich Unterschiede feststellen. Im Kakamega County zum Beispiel gehen die Menschen sehr viel zu Fuß und die Straßen sind voll mit Fußgänger:innen. Das Straßennetz in Kenia ist ziemlich gut und wir fuhren nur ganz selten auf nicht asphaltierten Straßen. Durch die Nandi Hills führt sowieso eine fast nigelnagelneue Straße. Über die Grenze nach Uganda fuhren wir noch nicht, jedoch waren wir nur mehr sieben Kilometer davon entfernt und konnten Uganda in der Ferne sehen.

Die Roadtrips gaben uns extrem viel. Wir hatten das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Wir fuhren dorthin, wo es uns gefiel, und ließen uns einfach auf den Weg ein. Wir fühlen uns beide wohl auf den Straßen und wenn jemand von uns fährt, denkt die andere Person auch mit. Wir hatten schon einige brenzlige Situationen, in denen wir fast Erste Hilfe hätten leisten müssen, jedoch fahren wir beide so, dass wir uns auf diesen für mitteleuropäische Straßenverhältnisse verrückten Straßen immer in Sicherheit befinden und kein Risiko eingehen. Ist der Eine müde, fährt die Andere weiter. Sicherheit steht für uns an höchster Stelle. Lieber fahren wir langsamer und sehen dafür auch mehr und können die Kulissen genießen. Ich habe noch einen Pluspunkt, und zwar, dass ich meinen persönlichen Reiseguide an meiner Seite habe. Ich bin immer wieder erstaunt, was für ein Wissen die Kenianer:innen über ihr eigenes Land haben.