Auf den Straßen Kenias - Teil 2

Kenia 2023

Weiter geht es mit dem Straßenwahnsinn! Ich schreibe gerade im Schlafzimmer mit Aussicht auf eine nicht asphaltierte Nebenstraße, die zu einem Markt führt und dort ist dead end, also eine Sackgasse. Hier fahren kleine LKWs hin und her, schwer beladen mit Stroh, Holz und Sonstigem. Gerade eben fuhr ein Boda Boda Fahrer vorbei, beladen mit einem großen Stück Holz, dass er hinten auf dem Boda hatte. Das Stück Holz war fünf Mal so breit wie das Boda Boda, doch das ist hier überhaupt kein Problem. Du musst halt einfach nur ausweichen.

Was wirklich erstaunlich ist, ist, dass jedes Gefährt, dass etwas transportiert, wirklich bis auf den letzten Platz vollgemacht wird. Manchmal kommt es einem so vor, als würden die Leute hier Tetris spielen und wirklich das meiste aus dem verfügbaren Platz herausholen. Tuk Tuks sind oft mit einem halben Möbelhaus bestückt und fahren so durch die Straßen Kisumus. Hierbei wird definitiv effektiv gearbeitet.

Wenn wir uns mit dem Auto auf den Weg machen, mieten wir uns immer ein Auto für zwei Tage. Das läuft hier komplett informell ab. Du musst nichts ausfüllen und bekommst einfach die Schlüssel für das Auto. Naja, unser Autovermittler kennt uns ja mittlerweile schon und mein Freund checkt davor immer, ob alles passt und dabei ist, so wie zum Beispiel ein Zusatzreifen. Dann kann es auch schon losgehen. Das Auto bekommt man meistens ohne Benzin und du darfst es auch genauso leer wieder zurückbringen. Das bringt mich schon zu einem großen Unterschied zwischen dem Autofahren in Kenia und in Österreich. Wir tanken hier immer nur das Notwendigste und meistens für 1.000/= (Kenia Schilling) das sind umgerechnet 6,00€. Dafür bekommen wir an die neun Liter und kommen ziemlich weit. Sobald die Tanklampe wieder aufleuchtet, fahren wir wieder zu einer Tankstelle, tatsächlich wirklich erst knapp vor Schluss. Das machen nicht nur wir so, sondern eigentlich alle außer der Safari Touren, denn es wäre ziemlich ungünstig neben einem Rudel Löwen keinen Tank mehr zu haben.

Der zweite sehr große Unterschied ist, dass wir hier auf der rechten Seite fahren. Sprich, das ganze Auto ist spiegelverkehrt, wenn man so möchte. Ich fiel schon des Öfteren drauf rein. Zum Beispiel mit dem Gurt. Wie oft greife ich auf die falsche Seite und will mich anschnallen, oder aber auch die Blinker. Anstatt den Blinker zu betätigen, schalte ich die Scheibenwischer ein. Im Allgemeinen gewöhnt man sich allerdings sehr schnell daran, dass du erstens auf der anderen Seite fährst und dass das Auto auch spiegelverkehrt ausgerichtet ist.

Das Nächste, was einfach ein kompletter Kontrast zu Österreich ist, sind die Straßenverhältnisse. Die Hauptverbindungen werden als „Highways“ betitelt, jedoch sind diese einspurig und führen durch die ganzen kleinen Städte durch. Bevor es in die Städte geht und auch in den Zentren dieser, befinden sich überall Humps, damit alle Fahrzeuge vom Gas gehen. Hier gilt 50km/h, in den Orten jedoch kannst du gerne ins Gas drücken, um dann keine 300 Meter später wieder abzubremsen. Auf diesen Straßen und somit auch durch die Ortschaften, fahren auch die großen LKWs und Busse, daran führt nichts vorbei. Oft findet man in den Städten Leute die Sodas oder Snacks oder sonstiges auf den Straßen verkaufen. Vor allem bei Bussen kommen sie her und bieten ihr Gut durch die Fenster an. Wir sind kürzlich durch einen Ort gefahren und mein Freund hupte eine Frau mit Bananen an. Sie hatte den Korb Bananen am Kopf und kam dann zu uns zum Auto. Die afrikanische Art von Drive-In könnte man sagen. Sie gab uns Bananen und wir zahlten, ohne das Auto zu verlassen.

Wichtig ist, dass du ruhig bleibst, wenn du dich hier in den Straßenverkehr stürzt, egal ob als Autofahrer:in oder Fußgänger:in. Ich gebe dir nur den Tipp, als Fußgänger:in bist du das unterste Glied in der Kette. Wenn jemand hupt, stell sofort aus und wenn dir zu viel los ist, dann warte einfach. Du musst niemandem etwas beweisen. Es braucht Zeit sich hier auf den Straßen einigermaßen wohlzufühlen und ja, ich habe auch noch Tage, wo ich mich an einen Einheimischen hänge, also nicht wörtlich, und dann die Straße überquere. Sei einfach achtsam und geh das Ganze mit klarem Verstand und mit absoluter Ruhe an, dann solltest du auf der sicheren Seite sein. Lass dich von niemandem stressen, schon gar nicht, wenn du Auto fährst!