Wäsche waschen

Kenia 2023

Wer schon einmal ein afrikanisches Land besucht hat, weiß, wie sauber und gepflegt die Menschen hier sind. Hygiene steht hier für die meisten an oberster Stelle. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass viele bis zu zwei Mal am Tag duschen, das auch aufgrund des Staubes, der Hitze und sonstiger Faktoren.

Bis jetzt hörte ich tatsächlich bei jeder Organisation den gleichen Satz: „Ihr werdet sehen, Schmutz wird für euch eine andere Bedeutung haben und es muss nicht immer alles sauber gewaschen sein!“ Wir liefen dann mit Kleidung herum, die schon zum dritten Mal in Folge getragen wurde, ohne durchzulüften oder einmal zu waschen. Kleine oder größere Flecken werden ignoriert und einfach weitergetragen. Zuhause in Europa würden wir das Teil sofort in die Wäsche geben und waschen. Hier denken wir uns, tja, wir fallen eh nicht auf. Und ob wir das tun! Das fällt einem vor allem dann auf, wenn man hier länger lebt und Teil der Gesellschaft wird.

Das Gewand wird nicht zwei Mal in Folge getragen, ohne es vorher gewaschen zu haben. Deshalb passiert es nicht selten, dass getragenes Gewand noch am selben Tag gewaschen wird, um es dann am folgenden Tag wieder zu verwenden. Waschen bedeutet jedoch nicht, alles in die Waschmaschine zu hauen, darauf zu warten, dass diese einen Laut von sich gibt, um das Ende des Waschgangs zu kennzeichnen, und das Gewand dann frisch herauszuholen. Nein, waschen hier bedeutet Handarbeit. In Uganda lernte ich das erste Mal geschickt, wie man mit den Händen die Wäsche wascht. Das war ein Prozess von sechs bis sieben Schritten.

Als Erstes wird die Wäsche in einen Kübel gelegt und mit Waschpulver und Wasser eingeweicht. Dann wird alles einmal durchgeknetet und über einem frischen Kübel ausgewrungen. Nun wird jedes Stück einzeln gründlich geschrubbt und richtig gewaschen. Als nächstes kommt wieder das Auswaschen dran. Zum Schluss folgen noch einmal ein Schrubben der Gewänder und eine gründliche Spülung. Meine Wäsche war damals so sauber wie noch nie und es kamen Flecken heraus, die keine Waschmaschine herausbrachte. So gründlich habe ich jedoch nie mehr wieder jemanden seine Wäsche waschen gesehen.

Der Prozess des Wäschewaschens wurde auf zwei bis drei Schritte heruntergekürzt und wird von Mal zu Mal professionalisierter. Jedoch merkt man, dass ich noch Übung brauche, denn jedes Mal ist mindestens ein Stück dabei, welches nicht wirklich sauber geworden ist oder noch Spuren von Seife drinnen hat. Ich muss schon sagen, man merkt einen Unterschied zwischen meiner frischen Wäsche und der von den Einheimischen.

Doch neben dem sauberen und gründlichen Wäschewaschen, verwenden auch die Afrikaner:innen Pflegeprodukte wie Cremen, Deos und Co. Hygiene und Körperpflege werden hier wirklich großgeschrieben, auch wenn es für uns manchmal unvorstellbar ist. Wer schon einmal durch die Straßen von Afrika gefahren ist, weiß, wie staubig, matschig und erdig alles sein kann. Doch Betten, Sofas, Kleidung, Schuhe und weiß Gott noch alles, werden auf diesem Boden erzeugt oder gebaut und verkauft, Kleidung natürlich auf Auftrag. Das Wunder bei dem Ganzen: Du bekommst es dann sauber und frisch. Das kommt daher, dass alles vor dem Verkauf nochmals gründlich gewaschen und gebürstet wird. Vor allem die Möbelstücke.

Kürzlich waren wir unser ausgeliehenes Auto waschen. Überall war es matschig und staubig, doch das Auto war so sauber, wie wir selten eines gesehen haben. Der Waschvorgang wurde sehr ernst genommen und gründlich gemacht. Das gesamte Auto wurde nach einer Spülung mit Seifenwasser per Hand gründlich geschrubbt, und das zwei Mal. Das Einzige, was zum Schluss staubig war, waren unsere Schuhe. Für das Auto putzen und einen Platten flicken, zahlten wir 700/= (Kenia Schilling). Das sind umgerechnet 4,32€.

So und jetzt kommen wir noch zu den Schuhen. Tja, die Schuhe! Ein heißes Thema zwischen mir und meinem Freund und auch Grund für diesen Artikel, weil wir so oft darüber diskutieren. Kürzlich meinte er, ich bräuchte neue Schuhe. Ich schaute ihn ganz verdattert an und sagte, dass ich eigentlich drei neue Schuhpaare habe und keine weiteren benötige. Seine Antwort darauf, dann musst du sie aber einmal putzen. Um fair zu sein, meine Sportschuhe sehen etwas dreckig aus, da sie durch die Safari schmutzig geworden sind, doch noch lange nicht so dreckig, dass ich sie eintauschen bzw. waschen müsste, aus meiner Sicht.

Schuhe sind auch ein Kleidungsartikel und sollten daher wie alles andere immer wieder gewaschen und sauber gehalten werden. Meine Schuhe werden daher mittlerweile auch schon des Öfteren geputzt und gewaschen. Das rührt daher, dass ich mit etwas dreckigeren Schuhen tatsächlich auffallen würde. Das Positive an dem Ganzen ist, dass hier alles sehr schnell trocknet und das gilt vor allem auch für Schuhe.

Wie du sehen kannst, sind wir alle nur Menschen auf dieser Erde und wollen alle einen gepflegten Eindruck machen. Also, auch wenn hier andere Standards gelten, Sauberkeit und Hygiene werden hier ab und zu größer geschrieben als bei uns in der westlichen Welt und die Einheimischen afrikanischer Ländern fragen sich oft, warum wir mit halb schmutziger Kleidung herumlaufen. Der Spruch „Hier kennt mich eh keiner!“ sollte vielleicht nicht immer ganz zu ernst genommen werden. 😉