Die Falle des Vergleichens

Sambia 2022

Als ich letztes Jahr im Sommer gemeinsam mit Lisa in Sambia landete, war ich voller Vorfreude und Euphorie auf ein neues Land und neue Voluntärserfahrungen. Wir landeten am Abend und waren einfach nur müde. Wir waren allerdings beide etwas überfordert und ich merkte schnell, dass diese Erfahrung komplett anders als Tansania im Vorjahr werden würde.

Das fing schon damit an, dass Livingstone eine viel kleinere Stadt ist und lang nicht so lebhaft wie Arusha und dann kam noch dazu, dass sich unser Volontärs-Haus etwas außerhalb der Stadt befand. Schon am ersten Abend dachten wir uns, lange werden wir hier nicht bleiben, vielleicht sollten wir doch einfach losziehen und das Abenteuer in Sambia suchen oder eventuell weiter nach Kenia oder Tansania fliegen. Später als wir die Gruppe kennenlernten und das einmalige Abenteuer in den Victoria Falls erlebt hatten, kamen wir langsam jedoch sicher an und fühlten uns von Tag zu Tag wohler.

Ich tappte vollkommen in die Falle des Vergleichens. Ich verglich wirklich alles mit Tansania. In Tansania hatten wir jeden Donnerstagabend social night, das war richtig cool. Die Häuser in Arusha waren näher an der Stadt. Arusha ist viel lebhafter und spannender. Tansania ist noch viel ursprünglicher, Livingstone ist schon sehr westlich angehaucht. Und so weiter und so fort. Auf den Safaris in Tansania haben wir viel mehr gesehen – ich durfte mir Chobi anschauen, einen der bekannten Nationalparks in Botswana und konnte es nicht lassen ihn in den Vergleich mit Serengeti und Co. zu stellen.

Tagtäglich fand ich wieder etwas, was ich miteinander vergleichen konnte. Irgendwann ging ich mir selbst auf den Nerv und merkte, dass ich mich nicht richtig auf diese Erfahrung einlassen konnte. Ich sprach dies bei Lisa und Isobell (unserer Zimmergenossin) an. Beide meinten, dass ich das tatsächlich sehr viel tue. Darum bat ich sie, mich ab sofort darauf aufmerksam zu machen und ruhig ein ernstes Wort einzulegen, falls ich wieder anfing, alles miteinander zu vergleichen.

Plötzlich hatte ich eine komplett andere Volontärserfahrung und konnte mich auf Sambia und alles, was auf mich zukam, einlassen. Ich fing wieder an im Hier und Jetzt zu leben und die Dinge, die ich auf dieser Reise erfuhr wertzuschätzen. Kaum hatte ich die blöde „Vergleicherei“ abgestellt, wurde mir bewusst, wie toll diese Erfahrung ist und wie glücklich ich mich schätzen konnte, dieses neue Land und seine Leute zu entdecken. Ich konnte mich auch auf die anderen Volontäre mehr einlassen und zog nicht dauernd irgendwelche Vergleiche zu meinen Freunden aus dem vorhergehenden Jahr. Das ist leider der Fluch der Vielreisenden, das ständige Vergleichen mit den letzten Erfahrungen, vor allem, wenn es immer wieder auf dem gleichen Kontinent ist und in einer ähnlichen Region. Lisa zeigte mir, dass jede Erfahrung einzigartig ist und nicht miteinander zu vergleichen, auch heuer wieder in Tansania.

In einer Welt voller Sozialer Medien und unendlichen Möglichkeiten, fällt es immer schwieriger nicht in den Trott des Vergleichens hineinzurutschen. Ich persönlich neige leider immer wieder dazu, mich mit allen möglichen Leuten, oft auch fremden Personen, zu vergleichen. Täglich siehst du in den Sozialen Medien Personen, die einen Haufen Geld verdienen und Luxusreise nach Luxusreise machen. Der hat diesen Job und so und so viel Geld innerhalb von drei Tagen verdient. Diese Freundin befindet sich gerade dort, dieser Freund gerade hier. Logischerweise könnten sich das viele auch nun bei mir denken, wow sie lebt ihren Traum, ihr Leben, doch dies gerät leider bei einem selbst oft in den Hintergrund.

In den letzten paar Tagen habe ich wieder gemerkt, dass ich bei mir bleiben muss und mein Leben lebe und niemandem und nichts nacheifere. Ich habe wieder gelernt dankbar zu sein, dankbar, dass ich hier sein darf und dieses Leben leben darf. Dankbar, dass ich die Chance habe mir auch mal Zeit für mich und meine Bedürfnisse zu nehmen. Dankbar, dass die Generationen vor mir, einen Grundstein gelegt haben, auf welchem ich weiter aufbauen darf. Dankbar, dass ich wieder gelernt habe mit den kleinen Dingen und der Einfachheit des Lebens glücklich zu sein. Höre auf dich mit anderen zu vergleichen, bleibe bei dir und gehe deinen Weg. Denn der ist genau der Richtige für dich!