Meine erste Volontärs Erfahrung
Uganda 2015
Endlich, geschafft! Fünf Jahre Ausbildung an der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik sind erledigt. Maturazeugnis in der Hand, Ausbildung in der Tasche, ab zu neuen Ufern. Ich werde mich auf das Abenteuer Volontariat in Uganda einlassen. Ein gutes Drittel meiner Schulklasse ging nach dem Schulabschluss ins Ausland. Ich war eine der ersten die das Heimatland verließ, dafür auch wieder eine der ersten die zurückkam 😉. Heute lache ich darüber, 2015 lastete diese Entscheidung schwer auf mir.
Mein Koffer war für die nächsten sechs Monate gepackt. mit Gewand, Schulmaterialien und allen anderen notwendigen Dingen, die ich so brauchen würde. Mein Kopf war voller Erwartungen und Vorstellungen. Ich hatte schon mindestens zehn Schulstunden in meinem Kopf vorbereitet und würde dann dort weitermachen. Meine Erwartungen waren riesengroß. Ich freute mich darauf anpacken zu können, mit den Kindern gemeinsam zu lernen, zu entdecken und zu spielen. Des Weiteren überlegte ich mir viele Strategien, wie ich den Lehrer:innen Konsequenzen für die Schüler:innen näherbringen kann, die Strafen mit Stock und Co. vermieden. Ich freute mich extrem darauf neue Menschen kennenzulernen und gemeinsam mit ihnen das Projekt zu meistern und zu arbeiten. Meine Erwartungen beinhalteten auch den Gedanken, immer wieder einfach zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die nächstgelegene Stadt zu gehen/fahren. Am Wochenende mit den anderen Volunteers Uganda zu erkunden und in guten Händen bei der Organisation zu sein. Hätte die 19-jährige Alina damals gewusst, worauf sie sich tatsächlich einließ, wäre sie wahrscheinlich nie in den Flieger gestiegen.
Meine Erwartungen wurden mir absolut zum Verhängnis. Nicht eine einzige davon wurde erfüllt. Doch, eine, nämlich dass ich nach Uganda fahre. Im Projekt angekommen stellte ich ziemlich bald fest, dass keine größere Stadt oder zumindest ein Dorf zu Fuß erreichbar war und auch nur schwer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da waren nurmeine Schule, die Häuser der Lehrer:innen und etwas weiter dann noch eine Kirche und das war es. Den Traum, einen Blog zu schreiben, konnte ich mir ziemlich bald aus dem Kopf schlagen, denn Internet war hier nirgends zu finden. Das ärgerte mich ziemlich, denn bei der Projektbeschreibung stand geschrieben, dass es Internet gibt. Tja, man muss es wohl selber ausprobieren, um die Realität zu erfahren.
Ich schlief in einem komplett leeren und dunklen Raum. Dort standen genau ein Bett und ein Tisch. Das hieß dann wohl aus dem Koffer leben. Das Zimmer konnte nicht ungemütlicher und ausladender sein. Die meiste Zeit verbrachte ich deshalb auch draußen. Die Schule und Häuser waren in einer U-Form angeordnet und in der Mitte war eine riesengroße Wiesenfläche mit Büschen und Bäumen rundherum. Es handelte sich um eine Boarding School, das heißt, die Schüler:innen waren dort das ganze Jahr über in Zimmern untergebracht und wohnten in der Schulanlage, außer natürlich in den Ferienzeiten.
Meine Erwartungen an die Schulbildung wurden absolut gecrasht dadurch, dass aufgrund der Ferien keine Schule stattfand. Genial, mittlerweile lache ich darüber und denke mir, was ich schon alles erfahren durfte in meinem Leben. Es befanden sich jedoch noch an die 50 Kinder auf dem Campus und mit diesen verbrachte ich viel Zeit. Bis zum Ende der Woche wurden es dann immer weniger und danach verließen wir eh alle das Projekt. Ich spielte mit den Kindern fangen und andere Spiele. Dann war da noch meine Gitarre. Wir sangen täglich mehrmals und komponierten sogar ein eigenes Lied. Das waren eine der schönsten Momente meines damaligen Volontariates. Ich war so dankbar, dass die Kinder noch hier waren und sie mich von meinen täglichen Heimwehattacken und der Einsamkeit ablenkten.
Am Abend würde ich gemeinsam mit den Lehrer:innen essen und trinken. Mir wird gerade wieder bewusst, dass sich damals nur männliches Lehrpersonal dort befand und sonst nur Nonnen, die dort arbeiteten und die Schwester, die die Schulleitung überhatte.
Einmal durfte ich die Schulleitung unterstützen beim Report Cards -Zeugnisse - Ausstellen, denn ich sagte, ich würde gerne etwas machen. Das war genau einmal, für 30 Minuten.
Tja, dieses Projekt und dieses Abenteuer lehrten mich sehr viel. Ab diesem Zeitpunkt lernte ich in neue Dinge ohne Erwartungen hineinzugehen, denn es kommt meistens anders. Bis jetzt bin ich damit sehr gut gefahren. Ich schaffe es mittlerweile immer mehr meine Erwartungen abzuschalten und werde dafür mit unglaublichen Erfahrungen und Abenteuern „belohnt“.