Leben in einer Gastfamilie
Uganda 2015
Ich hatte das absolute Glück, eine Woche meines Lebens, bei einer Gastfamilie mitten in Kampala zu verbringen. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mich die Organisation dort absetzte. Es war eines der nobelsten Häuser, welches ich zu diesem Zeitpunkt in Uganda gesehen hatte. Dabei handelte es sich um ein „Einfamilienhaus“, in welchem drei Generationen Platz fanden.
Ich hatte mein eigenes Zimmer, mit einem einigermaßen bequemen Bett. Die Matratze war ziemlich dünn und nach einer Woche konnte ich dann das Holz durchspüren. Das Klo befand sich außerhalb des Hauses. Dort stand eine kleine Hütte mit zwei Türen und zwei quadratischen Löchern im Boden. Wenn ich daran denke, habe ich den fürchterlichen Gestank dieser Toiletten wieder in der Nase. Es fiel einfach alles nach unten und mit Wasser nachspülen erübrigte sich. Eine Dusche hatte ich nicht. Wir hatten zwei Kanister, welche ich mit Wasser befüllen konnte und einen leeren Raum, in dem ich mich duschen konnte. Das Wasser war eiskalt und ich lernte schnell, dass wenn ich die Kanister in die Sonne stellte, ich zumindest lauwarmes Wasser zum Duschen bekam.
Es gibt eine kleine, sehr unangenehme Geschichte - oder peinliche Geschichte, wie auch immer man es nennen möchte. Eines Morgens wachte ich auf und musste das Klo benutzen. Bevor ich jedoch aufs Klo ging, stellte ich meine Kanister Wasser in die Sonne. Dann ging ich zum Klo. Ich hatte immer Angst, dass dort jemand ist und ich einfach hineinplatze. Gleichzeitig dachte ich mir, würde die Türe sowieso zu sein und das kann nicht passieren. Haha, genau. An diesem Tag waren beide Türen halb offen und ich ging auf das erste Klo zu. Prompt war dieses besetzt und die Türe verschloss sich. Ich konnte gar nicht zum zweiten Klo weitergehen, denn diese Türe verschloss sich auch plötzlich. Tja, ich wusste warum ich diese Toiletten nicht sonderlich mochte.
Jetzt heb einmal einen solchen 20-50 Liter Kanister auf und dusche damit. Unmöglich. Hier kommt der Wasserflaschen- oder Bechertrick. Ich nahm meine Wasserflasche und füllte diese mit Wasser. So duschte ich mich dann täglich. Das Duschen war eindeutig ein Prozess, jedoch hatte ich Wasser und konnte mich waschen und das ist Goldwert.
Meine Gastfamilie bestand aus Mama und Papa. Der Vater war das Familienoberhaupt und alle machten einen Knicks, wenn sie ihn sahen. Auf dem großen Sofa durfte nur er sitzen. Seine Frau hatte einen Sessel daneben, auf welchem sie sitzen durfte. Wenn er das Essen bekam, meist von seinen Töchtern, machten diese einen Knicks und gaben ihm das Essen. Sobald er fertig gegessen hatte, durften die anderen Familienmitglieder essen. Du kannst es dir wahrscheinlich schon denken. Die restliche Familie aß am Boden auf einer Matte. Drei Mal darfst du raten, wer noch auf dem Sofa sitzen durfte! Richtig. Ich hatte das „weiße Privileg“, sodass ich auf dem Sofa neben dem Vater essen durfte. Das wurde mir jedoch bald unangenehm und ich entschloss mich dafür auch am Boden bei den anderen zu speisen.
Gekocht wurde von den Frauen. Das Essen war frisch und jeden Tag wurde frisch eingekauft, da wir keinen Kühlschrank besaßen. Meist kochten die zwei Mädels oder ihre ältere Schwester, auch die Mutter, wenn sie daheim war, stand viel in der Küche und bereitete das Essen zu. Die Männer gingen arbeiten und ließen sich am Abend dann verwöhnen.
Der älteste Sohn hatte zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren. Er zeigte mir die Stadt und einmal fuhren wir sogar gemeinsam mit seinen zwei Kindern Richtung Entebbe zum Lake Victoria. Der Sohn wurde bald zu einer meiner Hauptbezugspersonen in dem Haushalt, jedoch würde er bald nach Dubai fliegen, um dort zu arbeiten. Die Mutter von den zwei Kleinkindern war nicht da, deshalb würden die beiden hier im Haus bei ihren Großeltern bleiben, solange der Papa in Dubai war. Als wir beim Lake Victoria waren gingen wir mit den Kindern spazieren und quatschten. Natürlich trafen wir auch Bekannte seiner Familie und er behauptete ganz frech, dass die zwei Kinder von mir und ihm seien. Tja, jede Chance nutzen, um mit einer weißen Person zu prahlen 😉. Ich wehrte mich gleich und stellte klar, dass ich das nicht mag.
Ich hatte zwei Gastschwestern im Alter von 14 und 15 Jahren. Ihre Eltern lebten in Großbritannien und sie bei ihren Großeltern. Die zwei lehrten mir alles, was ich so wissen musste. Sie brachten mir das richtige Wäschewaschen bei. Das ist ein Prozess von sechs Schritten, den ich nach Uganda nie mehr so intensiv gemacht habe wie damals. Einmal hängte ich meine Unterhosen draußen im „Garten“ auf und dann kamen sie gleich und sagten mir, dass die Unterhosen im Zimmer aufgehängt werden müssen. Den Grund dafür konnte ich mir nur selber zusammenreimen.
Ich lernte in dieser Familie nicht nur die Kultur der Menschen in Uganda kennen, sondern auch der Muslim: innen. Die zwei jungen Mädels und die Mutter trugen meist ihre Kopftücher und die Herren, vor allem das Familienoberhaupt, gingen immer fleißig zum Gebet. An den Abenden verbrachten wir viel Zeit vor dem Fernseher und sprachen sehr viel über die politische Situation in Österreich. Zu diesem Zeitpunkt war Österreich täglich im Fernsehen aufgrund der Flüchtlingskrise (2015).
Das Haus, in welchem ich lebte, war umgeben von lauter kleinen Hütten. Ich bekam schnell mit, dass meine Familie ziemlich wohlhabend war und auch die anderen Familien mit Essen und anderen wichtigen Dingen versorgte. Ich bin extrem dankbar und froh, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen und denke sehr oft an die Zeit bei dieser Familie zurück. Ich konnte mich nie richtig von allen verabschieden, da ich von jetzt auf gleich abgeholt wurde, nachdem ich gesagt hatte ich fahre nach Hause. Ich bin der gesamten Familie so dankbar dafür, dass sie mich ankommen haben lassen und mich so gut aufgefangen haben.