Zwischen Luxus und Armut
Sansibar 2023
Lisa und ich hatten diesen Sommer noch Zeit für die Trauminsel Sansibar. Sansibar ist eine kleine Insel im Indischen Ozean und gehört zu Tansania. Die Bewohner:innen der Insel wären jedoch gerne unabhängig. Sansibar hat sogar eine eigene Regierung und auch eine andere Kultur, da 85% der Inselbevölkerung Muslime sind. Vor und während der Kolonialisierung hieß Tansania Tanganjika. 1961 folgte die Unabhängigkeit und aus Tanganyika wurde Tansania – dieser Name setzt sich aus Tanganjika und Sansibar zusammen.
Um 7:00 Uhr in der Früh flogen wir vom Kilimanjaro Airport nach Sansibar, wo wir um 8:00 Uhr morgens ankamen. Wir freuten uns auf Erholung, gutes Essen und einfach genießen. Wir nahmen ein Taxi nach Stone Town und brachten unsere Koffer ins Hotel. Dann gingen wir los. Erst einmal suchten wir uns etwas zum Frühstücken. Endlich ein Frühstück zu normalen Zeiten und so wie wir es gewohnt sind. Wir bestellten uns Joghurt mit Müsli und Früchten und Pancakes mit Bananen. Dazu gab es noch eine Tasse Tee. Gestärkt und voller Vorfreude marschierten wir los. Lisa mit einem Plan und ich mit guter Laune.
Wir kamen nicht wirklich weit bis uns ein Tourguide anhielt und anbot uns die Stadt zu zeigen, zu einem echt fairen Preis für zwei Stunden. Lisa klärte zuerst ab, ob er uns zu allen Sehenswürdigkeiten bringen würde, welche sie herausgesucht hatte. Dann machten wir uns zu dritt auf den Weg. Wir hatten tatsächlich ein Riesenglück mit unserem Guide, denn der kannte sich echt gut aus und konnte uns sehr viel über diese kleine Stadt erzählen. Stone Town war auch einmal eine Metropole für Sklaverei und wir schauten uns Säle an, wo bis zu 50 Frauen und Kinder untergebracht waren. Die Männer waren in einem Sektor nebenan. Toiletten gab es natürlich nicht und auch kein Tageslicht. Viele der Personen starben aufgrund von zu wenig Platz, mangelhafter Hygiene und natürlich auch an Krankheiten. Stone Town könnte genauso die Katzenstadt genannt werden, denn hier liegen überall Katzen herum und keine Hunde. Das kommt daher, dass die Katzen nicht beim Gebet stören und Hunde schon. Ein weiterer Fakt über Stone Town ist, dass Freddy Mercury dort geboren wurde.
Am nächsten Tag machten wir uns auf zur Prison Island mit den Riesenschildkröten und dann noch zur Nakupenda Island. Die Nakupenda Island verschwindet und kommt täglich wieder. Das ist eine Sandbank mitten im Meer und somit natürlich auch eine Touristenattraktion. Spätestens bei diesem Ausflug holte uns beide der Kulturschock ein. Der Kulturschock des Massentourismus. Wir mussten wirklich die ganze Woche damit „kämpfen“, da wir uns nicht an die Menge von Tourist:innen gewöhnten. Ist ja nicht so, dass wir gerade drei Wochen im absoluten Nichts waren, umgeben von Einheimischen. Jetzt waren wir umgeben von Europäer:innen und Amerikaner:innen, die den Luxus genossen.
Hier war es aus und vorbei mit dem günstigen Essen und den billigen Getränken. Von den Unterkünften ganz abgesehen. Wir nahmen uns fest vor, diese Woche einfach zu genießen und auch als Touris zuverbringen. Puh, das sind wir beide nicht. Wir brauchen Abenteuer und etwas zu tun. Luxus, gut und recht, doch nicht, nachdem wir gerade am Boden der Tatsachen wieder angekommen waren.
Was uns am meisten „störte“ war, dass in erster Reihe an den Stränden alles Luxus war. Ein Resort nach dem nächsten reihte sich in der Ocean Front. Eines nobler als das andere. Eventuell noch in zweiter Reihe und dann, dann kamen die Einheimischen. Die Einwohner:innen von Sansibar sind ärmer als die Leute von Tansania. Sie leben in extrem einfachen Häusern, direkt hinter den Touristenresorts. Ganz wenige Tourist:innen verirrten sich dort hin, die meisten fuhren nur mit den Taxis. Wir waren natürlich mittendrin, denn dort fühlten wir uns wohl.
Das Essen war jedoch sehr gut. An unserem dritten Standort, gab es sehr gute gemütliche einheimische Restaurants. Die waren erstens viel billiger und zweitens war das Essen dort auch eines der Besten was wir auf der Insel aßen. Wir bemerkten wieder einmal, dass nicht alles glamourös sein muss, um die Herzen von Reisenden zu begeistern.
Ein Grund für die Armut ist, und das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, die Hälfte des Geldes, das die Tourist:innen nach Sansibar bringen, wandert auf das Festland Tansania zurück. Die Taxifahrer verdienen dort eigentlich gar nicht schlecht, jedoch haben wir nie den Taxifahrer selbst bezahlt, sondern eine Zwischenperson nahm immer das Geld in Empfang. Wir erfuhren auch, dass der Strom auf Sansibar aus Festlandtansania kommt. Wie geht das? Er wird im Meer vom Festland zur Insel geleitet. Stromausfälle vorprogrammiert, da die Regierung in Tansania den Stromzufluss der Insel einfach kappen kann. Den Hype um Sansibar, kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen, jedoch bin ich extrem dankbar, dort gewesen zu sein und Stone Town wurde tatsächlich zu einem meiner Lieblingsplätze auf dieser Insel.
Was mega lässig ist, ist dass in den größeren Städten jeden Abend um 18:00 Uhr ein Streetfood Markt stattfindet. Da verändert sich das Ambiente der Stadt komplett. Wir saßen zwei Mal am Abend beim Streetfood Markt in Stone Town und beobachteten das Spektakel. Auf einmal verschwanden all die Touristenscharren und die Einheimischen kamen aus allen Ecken. Das Essen dort war richtig lecker und wir kosteten uns durch ein paar Gutelen durch. Dort war es natürlich auch viel günstiger und es war spannend zu beobachten, welche Art von Tourist:innen dort aß, meist die Reisenden.
Eines der schönsten und magischsten Erlebnisse meines Lebens hatten wir im Norden der Insel. Dort machten wir einen Schnorchelausflug zu einer anderen Insel. Das Highlight: wenn wir Glück hatten, konnten wir sogar mit Delfinen schwimmen und das im freien Meer. Wow, wir hatten Glück! Wir sahen sogar zwei Delfingruppen. Die zweite Gruppe war mein Highlight, denn ich schwamm tatsächlich mit den Delfinen und sie schwammen direkt unter mir und neben mir vorbei! Einfach nur magisch und ich bin froh, dass Lisa diesen Trip herausgesucht hat und wir das gemacht haben! Auch wenn wir nicht immer für den Tourismus waren 😉.
Sansibar war eine eigene Erfahrung und ich weiß nicht genau, wie ich sie einordnen soll. Ich glaube, ich bin mittlerweile einfach die Einfachheit und das Simple am Reisen gewöhnt, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich mich in Sansibar verhalten soll. Ich bin jedoch sehr froh, dass wir diese Reise noch gemacht haben und ich einen weiteren wunderschönen Fleck Afrikas sehen durfte.