Das Volontariat, das ich brauchte

Tansania 2021

Oh wow! Was für eine Zeit. Ich glaube es kaum, dass es für mich wieder nach Afrika geht und ich endlich meinen Traum eines Volontariats in Afrika leben darf. Nachdem ich alles gezahlt, gepackt und gut von IVHQ informiert wurde, ging es dann endlich los. Elena, Verena und Andreas brachten mich mit dem Wohnmobil nach Wien. Dort flog ich am 30.07.2021 in der Früh nach Amsterdam und von dort weiter zum Kilimanjaro Airport, in der Nähe von Arusha. Am Flughafen verdrückte ich noch einige Tränen. Sobald ich jedoch im Flugzeug nach Tansania saß, wurde ich ganz ruhig und freute mich schon irgendwie auf mein neues Abenteuer. 

Am Flughafen in Tansania gingen die Emotionen nochmals mit mir durch. Ich konnte mich jedoch nach zwei Telefonanten mit der Family beruhigen und auf das Abenteuer einlassen. Ich brauchte vier Stunden, um einzureisen und musste dann noch kurz, wegen meines zurückgebliebenen Rucksackes, etwas klären. Eugen und Jessica holten mich und Madi, eine weitere Volontärin, vom Flughafen ab. Nach einer Stunde Autofahrt kamen wir zu unserem neuen afrikanischen Zuhause. Ich schlief alleine im „Sechsbettzimmer“, dem größten im SawaSawa Haus. Am nächsten Tag war ich alleine in der Unterkunft, da die anderen alle einen Ausflug machten. Erst am Abend sollte ich dann alle Volunteers kennenlernen. Deshalb organisierte Samy für mich ein Nachmittagsprogram. Ich fuhr mit Jenipha und einer anderen Volontärin - aus dem Simba Haus - nach Arusha City, und zwar gleich schon mit dem Dalla Dalla. Was für eine Erfahrung, naja ich kannte das Konzept schon aus Uganda, jedoch ist es immer wieder ein Erlebnis. Vor allem, wenn Muzungus (Weiße, weiße Menschen) warten, dann halten alle an und hoffen, dass sie die genauen Dalla Dalla Preise nicht kennen. 400 Tanzanian Shilling und nicht mehr! Dalla Dallas sind kleine, offiziell „12-Sitzer-Busse“, die von A nach B fahren und du kannst jederzeit ein- und aussteigen auf dieser Strecke.

Am Abend trudelten dann endlich die anderen Volunteers ein. Was für eine geniale Gruppe! Als ich erfuhr, dass ich ins kleinere Haus kam, war ich etwas nervös, da ich wusste, dass ich Action brauchte, vor allem am Anfang. Jedoch war ich mega froh, dann im SawaSawa Haus zu sein, da die Gruppe nicht besser hätte sein können. Sie stellte sich zusammen aus Leuten aus den USA und Europa und das war ein guter Mix. Jeder verstand sich mit jedem und über die Wochen bildeten wir enge Freundschaften. 

Ich durfte so viel über mich selber lernen und wuchs jeden Tag über mich hinaus. Ich lebte in den Tag hinein. Ich fühlte mich schon bald wie zu Hause und das merkte ich auch, wenn ich in der Stadt unterwegs war oder zum Child Care ging. Ich bewegte mich wie die Einheimischen. Ich passte mich an ihren Rhythmus an, versuchte offen zu bleiben und die neuen Eindrücke einfach auf mich einprasseln zu lassen. Der Duft in der Luft hat für mich etwas Wohliges. Mal riecht man frittiertes Essen, mal einen brennenden Holzhaufen. Der „Afrikanische Geruch“ ist etwas ganz Besonderes und ziemlich schwierig zu erklären, jedoch einzigartig und sofort wahrnehmbar und erkennbar.

Der Weg zu meinem Placement war drei bis vier Kilometer lang und das genoss ich richtig. Ich ging diesen Weg alleine, da ich zum Schluss die einzige Volontärin im Placement war. Täglich grüßten mich verschiedene Menschen und bis zum Ende meines Aufenthaltes hatte ich schon meine gewissen und täglichen Ansprechpersonen. Zum Beispiel einen Einheimischen, der immer wieder sein Rad schiebend an mir vorbeiging. Oder die Polizisten, die täglich an der gleichen Stelle standen und mich freundlich grüßten. Und natürlich gehörte auch der Dalla Dalla Vermittler, mit seinen Rasterlocken, zu diesen Leuten. Er begrüßte mich immer mit "Hey, teacher! How are you?" oder "Mambo" oder "Can you play a song for me?" – was ich allerdings nie tat, soweit konnte ich dann doch nicht über meinen Schatten springen, um inmitten der Einheimischen meine Gitarre auszupacken und zu singen. Die Menschen in Afrika haben viel mehr Soul in ihrem Gesang und ihrer Musik und dahin muss ich erst kommen. 

An meinem letzten Tag in Arusha ging ich von der Arbeit zu Shoppers, dem Muzungu Einkaufsort und fuhr dann mit einem Tuck Tuck alleine nach Hause. Das war der Abschluss von meiner Reise, den ich brauchte. Ich fühlte mich wohl. Ich fühlte mich zuhause. Ich hatte das Gefühl von Freiheit und dass ich alles schaffen kann, was ich mir in den Kopf setze.

Ich musste nach Hause, nach Österreich, doch hätte ich die Möglichkeit gehabt, dann wäre ich geblieben. Der Abschied war gleich emotional, wie damals in Wien. Ich verließ meine zweite Heimat ein weiteres Mal. Im Flugzeug auf dem Weg nach Hause wurde mir klar, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, in Afrika zu wohnen bzw. auf längere Zeit zu bleiben. 

2015 brach ich ein sechsmonatiges Volontariat in Uganda nach fünf Wochen ab. Ich flog am 30.07.2015 los und kam am 05.09.2015 wieder zuhause an. Seit damals hatte ich "Unfinished Business" in Afrika und musste dies unbedingt abschließen. Daher flog ich dieses Jahr am 30.07.2021 nach Tansania und am 05.09.2021 kam ich wieder daheim an. Tja, auf das Datum achtete ich nicht und während meiner Zeit in Tansania, als ich versuchte alles abzuschließen, was damals in Uganda schief lief und meinen Traum zu leben, wurde mir bewusst, dass ich auf den Tag genau, damals in Uganda war. Das Einzige, was sich dieses Mal änderte, war, dass ich es durchzog - ohne Heimwehattacken, sondern mit großem Mut und Stärke jede Hürde auf mich nahm. 

„Du kannst Afrika verlassen. Doch Afrika wird dich niemals verlassen!“ – Afrikanisches Sprichwort