Eramatare - meine Zeit in einer Maasai Schule

Tansania 2023

Dieses Jahr im Sommer machte ich mich das dritte Mal auf den Weg nach Tansania. Mit dabei waren Lisa und Emanuel. Arusha, eine Stadt im Norden von Tansania die Tourismusmetropole des Landes, ist mittlerweile wie eine zweite Heimat von mir. Hier kenne ich mich aus, habe Freunde und fühle mich wohl.

Doch dieses Mal geht es nach Engaruka, das liegt vier Autostunden entfernt von Arusha und befindet sich im Maasai Land. Dort wurde vor mittlerweile zwei Jahren eine Schule für die Kinder der Maasai errichtet. Am Ende dieses Artikels verlinke ich dir Link zu der Homepage des Projektes. Nur kurz: die Schule wurde in Kooperation von Sigrid, einer Aldranserin, und Kaira, einem Maasai erbaut und ermöglicht mittlerweile 62 Kindern das Recht auf Bildung. Die Kinder werden dort von Anfang an auf Englisch unterrichtet, was für den späteren Schulverlauf von Vorteil ist, da in Tansania ab der Secondary School alles auf Englisch unterrichtet wird. Davor ist Englisch wie bei uns in Österreich ein Nebenfach.

Vollgepackt mit drei Gitarren, sechs Koffern und drei Rucksäcken, quetschten wir uns zu viert in das kleine Auto (ein Jeep) von Kaira. Quetschen hier bitte ernst nehmen! Lisa bekam auf der African Massage (so nennen die Einheimischen die asphaltierten Straßen) alle paar Minuten die Gitarren auf den Kopf, schlug sich jedoch sehr tapfer durch. Dann waren wir da. Wir standen mit dem Auto vor einem grünen Haus und einer blauen Schule. Und sonst noch ein paar Büschen, Bäumen, Ziegen und Maasai. Das wars, wir waren an einem der „einsamsten“ Plätze, an denen ich jemals war. Wir entluden das Auto und Kaira war auch schon wieder weg.

Ich holte tief Luft und dachte mir, jetzt darfst du wieder wachsen! Raus aus der Komfortzone und rein in die Lernzone! Wir drei Muzungus, Muzungus ist das Afrikanische Wort für weiße Menschen, dieses Wort zieht sich tatsächlich durch den gesamten Ostafrikanischen Bereich, teilten uns ein Zimmer. Erste Herausforderung für uns alle drei. Zusammen leben auf engem Raum mit einer, in Emanuels Fall zwei, Personen, die man noch nicht so richtig kennt. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass dies die kleinste Hürde war und wir drei sehr gut miteinander harmonierten. Der Zugang zu Wasser bzw. das Thema Wasser im Allgemeinen stellte oft eine größere Herausforderung dar, da wir ein Leck im Rohr hatten und innerhalb von 48h das ganze Wasser aus dem Kanister verloren. Das gute war, wir konnten Wasser aus dem Kanister vor der Schule hole, so füllten wir immer unsere Campingduschen auf, damit im Notfall Wasser zur Körperpflege da war. Lisa und ich stießen auch auf die Herausforderung der angebrachten Kleidung. Bei den Maasai tragen die Frauen die Kleidung über die Schultern und über die Knie. Wir fingen immer wieder abwertende Blicke ein, wenn wir mit kurzen Hosen in die Stadt gingen, gleichzeitig war es einfach viel zu heiß um immer mit langen Röcken und Hosen herumzulaufen.

Das Lehrerhaus, in welchem wir wohnten, besteht aus zwei separaten Wohnungen. Eine Wohnung teilten sich die zwei männlichen Lehrer mit dem Gärtner und wir drei teilten uns die Wohnung mit den zwei Lehrerinnen. Wir sieben Lehrer:innen waren wie eine kleine WG die zusammen in der einsamen Steppe wohnten und untertags die Kinder unterrichteten.

Das coole an dem Projekt ist, dass es pro Klasse zwei Lehrer:innen gibt. So können sie gemeinsam das Konzept des Teamteachings umsetzten. Die ersten paar Tage verbrachten wir damit zu hospitieren und dann wurden wir aktiv und brachten unsere Ideen ein und zeigten den Lehrer:innen, auf ihren Wunsch, wie Unterrichtsstunden ausschauen können. Das lässig ist auch, dass wir drei Muzungus natürlich unterschiedliche Formen des Unterrichthaltens haben und so eine große Vielfalt von Ideen zusammengekommen ist.

Ich fand meinen Platz in der ersten Klasse bei den zwei Lehrern und unterstütze die Beiden, wo es nur ging. Wir waren drei Wochen in dem Projekt und es war so schön zu sehen, wie die Lehrer:innen Ideen von uns selber umsetzten und sie dann so abwandelten, dass es für sie passend war. Wir zeigten ihnen das Arbeiten im Stationsbetrieb und die beiden Lehrer machten es sich zu nutzte, dass Lisa und ich bei ihnen waren und teilten uns ein. Sie teilten die Kinder in Leistungsgruppen ein und jeder von uns bekam eine Gruppe und führte den Lerninhalt abgestimmt auf das Wissen der Kinder ab. In dieser Klasse ist der Wissens- und Lernstand sehr unterschiedlich und wir konnten schnell merken, dass die Kinder einen großen Fortschritt machten, nachdem sie in Lerngruppen eingeteilt wurden.

Das Projekt bereicherte mich sehr und ich konnte so viel von allen beteiligten lernen. Ich bin sehr froh, dass Lisa und Emanuel mit dabei waren, da es schon eine persönliche Herausforderung ist, fern von jeglicher Zivilisation zu sein. Gut, wir waren nicht komplett alleine, die nächsten Bombas (das sind die Lehmhausgruppen von den Maasai) waren nicht allzu weit weg von der Schule, jedoch gibt es dort keine Infrastruktur und der nächste größere Ort liegt eine Stunde zu Fuß von der Schule entfernt. Die Nachmittage verbrachten wir sehr viel mit Nachdenken, lesen, musizieren, reden, Workouts, tanzen und spazieren in alle möglichen Himmelsrichtungen, meistens nach Engaruka dem Ort. Donnerstags war immer Markt Tag und wir machten uns zu Fuß auf den Weg dorthin, in einer absoluten Hitze und fuhren mit den Boda Bodas (Motorädern) wieder zurück. Die Wochenenden verbrachten wir mit Hangover Essen wie Pommes, selbst gemacht natürlich und Kirchenbesuchen an den Sonntagen – die Kirche ging für fast vier Stunden. Beim dritten Kirchenbesuch konnte ich manche Lieder schon mitsingen.

In diesen drei Wochen bin ich wieder einmal über mich hinaus gewachsen, habe Tränen der Verzweiflung geweint, habe neue Freundschaften geschlossen, habe viel über das Lehrer:innendasein gelernt und wurde wieder auf den Boden der Tatsachen herunter geholt. Ich bin so dankbar dafür, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte und dankbar dafür, dass ich immer wieder Chancen bekomme mich weiterzuentwickeln.