Wie alles begann...
Namibia 2011
„I am not African because I was born in Africa but because Africa was born in me!” Kwame Nkrumah
Als ich elf Jahre alt war, flog ich mit meiner Familie das erste Mal auf diesen wunderschönen Kontinent. Tatsächlich konnte ich mir damals noch nicht ausmalen, wie groß meine Leidenschaft und Liebe zu diesem Kontinent werden würde. Namibia war mein erstes Land in Afrika und es hätte kein besseres damals für das 11-jährige Mädchen geben können. Ich spürte die Kraft dieses Kontinents von der ersten Sekunde an. Der unverwechselbare Geruch in der Luft, die Menschen und die Natur. Die Tiere waren dann auch noch das Tüpfelchen auf dem I.
Wir verbrachten fünf Wochen unserer Sommerferien in Namibia und fuhren mit einem Allrad durch das gesamte Land. Auf dem Dach hatten wir zwei Zelte, die wir in der Nacht aufspannten, um dort gemütlich zu schlafen. Meine Schwester und ich bauten diese Zelte tagtäglich auf und wieder ab. Wir wurden von unserem Vermieter angespornt, der ein Zelt in nur zwei Minuten aufbauen konnte. Challenge angenommen! Wir waren schon immer ehrgeizige Kinder und wurden zur Selbständigkeit erzogen. Am Ende der Reise bauten wir beide Zelte in unter zwei Minuten auf! Auf einem der Campingplätze trafen wir eine französische Familie. Als wir dort ankamen, stiegen meine Schwester und ich aus und bauten die beiden Zelte auf. Die französische Familie staunte nicht schlecht, über die zwei geschickten Mädels im Alter von 10 und 11 Jahren. Die Familie hatte zwei Buben die es nicht auf sich sitzen ließen, dass wir zwei das ohne Unterstützung machten. Beim nächsten Campingplatz werkelten sie dann an den Zelten herum.
Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen: an den schillernden, klaren Sternenhimmel, der sich uns vor allem an den abgelegenen Plätzen zeigte. Wir gingen mit unserem Papa ein paar Schritte weg vom Feuer, um gemeinsam die Sterne und Milchstraße zu bewundern. Unser Papa zeigte uns ein paar Sternbilder. Das waren ein paar der magischsten Momente meines Lebens! Den Sternenhimmel sah ich leider nie mehr wieder so deutlich wie in Namibia.
In Namibia kämpfte ich auch das erste und einzige Mal mit einem Wildtier. Wir fuhren zu einem Campingplatz, wo auch ein Springbock und ein Schaf wohnten. Ein Springbock ist eine etwas größere Gazelle mit Hörnern, die bis zu 2 Meter hoch springen kann. Ich war damals ca. 1.30cm - nur so am Rande. Jedenfalls hatte dieser Campingplatz einen Aussichtsplatz für den Sonnenuntergang. Das ließ sich natürlich niemand entgehen und so machten sich alle am Campingplatz kurz vor Sonnenuntergang auf den Weg zu diesen Felsen. Wir waren etwas länger dort und hatten einen sehr guten Platz mit Blick der Sonne gefunden. Mein Papa meinte irgendwann ich soll mich doch hinsetzen und nicht so herum wetzen. Ich wollte mich nicht hinsetzen, da ich Angst vor Schlangen habe und Schlangen Felsen lieben. Also ging ich, bevor die Sonne unterging, wieder zurück zum Campingplatz. Schaf und Springbock begleiteten mich. Dann fing das Spektakel an. Springbock und Schaf fanden in mir eine Spielpartnerin. Sie sausten in einer Geschwindigkeit von gefühlten 40km/h an mir vorbei, drehten weiter vorne um und rasten auf mich zu. Der Springbock, zeigte wie hoch er springen konnte und das Schaf, tat es ihm nach. Das Spiel wiederholte sich den gesamten Rückweg, irgendwann nahm ich das Tier an seinen Hörnern und versuchte es auf die Seite zu schieben. Dann bekam ich noch einen Hieb in die Seite. Die Hörner waren Gott sei Dank mit Wachs abgedeckt. Als kein Steineschmeißen und keine Abwehr mit den Händen mehr half, lief ich tränenüberströmt die restliche Strecke zurück. Da ja alle auf dem Sonnenuntergangshügel waren, konnte mir keiner mehr am Campingplatz helfen. Doch ich war schon immer ein Glückspilz, kam da nicht tatsächlich ein Auto mit einem Touristenpaar daher. Sie sahen, dass ich von zwei wild spielenden Tieren verfolgt wurde und blieben stehen. Die Frau nahm mich in Schutz, der Springbock versuchte es nochmals und dann verjagte ihn der Mann endgültig. Alle Campingplatzbesucher konnten das Spektakel aus der Ferne beobachten, gleichzeitig nichts machen. An diesem Abend aß ich das erste Mal Springbock und es schmeckte mir richtig gut.
Namibia ist der Familienurlaub, den ich nie vergessen werde. Ich bin meinen Eltern so dankbar dafür, dass sie mir die Möglichkeit zu Reisen eröffnet haben und mich mit dem Kontinent Afrika vertraut gemacht haben.